Die Gnadenvolle Mutter
von Thaya
Als besonderen Schatz birgt die Pfarre Thaya eine Marienstatue, die Thayinger Madonna. Das Original (siehe Bild) befindet sich wegen seines Kunstwertes im Diözesanmuseum St. Pölten, eine Kopie ist am Seitenaltar Mariä Himmelfahrt in der Pfarrkirche aufgestellt.
Eine wunderbare Zeitgeschichte, die leider auch heute vielen nicht mehr bekannt ist, umgibt unsere Gnadenvolle Mutter. Als Nachweis der besonderen Verehrung sei der Bericht im Marktprotokoll über die Feier vom Jahre 1773 in der Originalschreibweise wiedergegeben:
Anno 1773.
Als am Tag Johannes des Theuffers Ist in Dem HochReichsFreyherrl. Gudenusischen Marckt Theya. die gnadenvolle Mutter aus der Spittal Capellen Pricessionaliter in Begleitung dero Geistlichkeit, und deren Zunpft Fahnen mit einer so zahlreichen Menge Volkes von allen herumbligenden Ortschaften, daß dergleichen nie mahlen gesehen, unter Singen und Bitten in unser Pfarr Kürchen St:St: Petter et Pauli über tragen worden; Alda durch den Hochwürdig in Gott geistlich und hochgelehrten Herrn Johann v. Wotawa Dechand in Ney Bistritz, das Hochampt gehalten. Nachfolgend dessen, hatt gemeldt Hochwürdiger Herr Dechand die Brocession mit Tragung des Hochwürdigen Guts, und seiner übergebenedeiten gnaden vollen Mutter umb den Marckt herumb geführt. Nach disem ist widerumb das GnadenBildt in Begleitung der Geistlichkeit und gesambter Menge Volks unter Singen und Beten in die Spitall Copelln übertragen, allwo der gnadenvollen Mutter ein Neuer Altar von künstlicher Arbeits verfötiget, und in ihrem Thron gestöldt worden, als dann ist Neuerdings, in dieser Capellen unter Absingen einer Musicalischen Litaney mit Trompöten und Baucten vor unsern allergnädigsten Hern Johann Baptist v. Gudenus, und dessen hoch-Adelichen Familli eine Hel. Stift Möß gelössen worden.
Es seyndt auch bemeldten Tag, an disen Ort 4 Opfer Tafeln auf gehenget worden. Und jene Persohnen, dem Allmächtig. Gott, und seiner gebenedeiten gnadenvollen Mutter alda in tiefester Dirmuth, Schuldigster Dank gesagt, da Sye würcklichen in Todesgefahr gestanden, durch ihr allmögende Fürbitt aber, alsogleich erredtet worden. Undt Einige welche mit Krankheit überfahlen, so bald Sye aber ihre Zuflucht zu der Gnadenvollen Mutter Gottes genohmen, haben Sye alsbald ihre vorige Gesundheit erhalten.
Die Verehrung der Gnadenreichen Mutter erreichte ihren Höhepunkt, als 1773 ein prachtvoller Altar in der Bürgerspitalskirche errichtet wurde, verblasste aber in der Zeit des Josefinismus, das Rosenkranzgebet wurde aber bis in dieses Jahrhundert in der Kapelle gepflegt. Während des Zweiten Weltkrieges und nachher verfiel der Altar, auch das Gnadenbild kam in fremde Hände und konnte erst 1973 wieder aufgefunden werden.
Am 8. Juli 1973 wurde die Spitalskapelle als nunmehrige Aufbahrungshalle wieder eingeweiht und die Gnadenstatue in feierlicher Prozession in die Pfarrkirche übertragen. Diese Statue wanderte im Jahre 1984 zur Vorbereitung des zweihundertjährigen Diözesanjubiläums durch alle 26 Pfarren des Waidhofner Dekanats. Es versammelten sich überall viele Gläubige, um Maria als Mutter der Kirche zu ehren. Im Jahre 1985 wurde die Wanderwallfahrt durch alle acht Ortschaften der Pfarre Thaya geführt, sie gestaltete sich in jeder Ortschaft zu einem religiösen Dorffest.
(vgl. Zwischen Himmel und Erde von KR Msgr. Florian Schweitzer)